Altarsanierung 2021

2021 – Die Coronazeit genutzt: Restaurierung des Altars in der Weßniger Kirche

In Weßnig befindet sich einer der ältesten Kirchenstandpunkte der Mark Meißen. Nach Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie und des Landesmuseums für Frühgeschichte des Landes Sachsen (Bd.23) nach Forschungsergebnissen von Reinhard Spehr 1994 war zu lesen, dass unsere Weßniger Kirche als eine der wenigen Kirchen wahrscheinlich älter ist als die Gründung von Meißen (929) Schon 1243 wird in einer Urkunde von der Parochie Weßnig gesprochen, also von einem Kirchenbezirk. Die Kirche gab es also schon lange Zeit davor. Durch die Rückeroberung der von den Slawen besetzten Gebiete, die 200 Jahre friedlich in unserer Gegend Ackerbau betrieben, durch Karl dem Großen und später durch Otto dem Ersten, entstanden durch die Christianisierung im 1. Jahrtausend gewiss die ersten Missionskirchen, Bauten aus Holz. Das Rittergeschlecht der Ileburger und danach die Herren von Wesenigk erhielten hier Land und machten Bauern sesshaft. Das Patronatsrecht über die Kirche hatte zunächst das Markgrafengeschlecht der Wettiner, später das Kloster Nimbschen bei Grimma. Danach erhielt stets der Rittergutsbesitzer das Patronat. Die Jahrhunderte mit 7jährigem und 30jährigem Krieg und den Verwüstungen gingen auch nicht spurlos an der Kirche vorüber. Stets wurde sie wieder aufgebaut. 1696/97 veranlasste der Herr von der Pforte den Bau eines beidseitigen Kirchenschiffs an den bestehenden Turm. Doch auch die Zeit selbst sorgte für Verfall. 1796 war sie so baufällig, dass der damalige Pastor Riedel Angst hatte, die Gottesdienstbesucher könnten von herabstürzender Decke und dem Turm erschlagen werden und beschwerte sich mehrfach. Der Taufengel war schon heruntergefallen und schwer beschädigt. !803 wurde eine neue Kirche erbaut und 1804 konnte sie eingeweiht werden. Der Standpunkt der Kirche blieb all die Jahrhunderte immer der gleiche auf dem alten Friedhof. Pfarrer Paul Schräpler beschrieb in seiner Chronik, dass der Neubau in Form eines Rechtecks angelegt wurde, das nach Osten hin für den Altarraum abgerundet ist. 1827 wird von großen Sturmschäden am Turm- und Kirchendach und 1850 von schwerem Schaden durch Hochwasser berichtet. Als 1967 der letzte Pfarrer von Weßnig und Umgebung, Otto Kunze, verstarb, wurde das große Gebäude mit dem imposanten Turm als Gotteshaus aufgegeben und zweckentfremdet. Die LPG trocknete damals ihre Tabakernte im Dachgestühl. Gottesdienste fanden im ehemaligen Pfarrhaus statt. Mit der Zeit verfiel das Gebäude und wurde zum interessanten Objekt für die Kinder mit dem Ergebnis der Zerstörung der Orgel und der Buntglasfenster. Nach der politischen Wende entstanden die Fragen, Turnhalle für die Schule oder Wiederaufbau der Ruine zum erneuten Gotteshaus. Der damalige Pfarrer des Kirchspiels Belgern Tobias Krüger hatte mit engagierten Gemeindemitgliedern die rettende Idee: Aufbau einer Radfahrerkirche, da sie direkt am Elberadweg liegt und der sich entwickelnde Radtourismus die radelnden Naturfreunde täglich vorbeiführt. Da es bisher in Deutschland noch keine Radfahrerkirche gab, wurde es die

„1. Deutsche Radfahrerkirche Weßnig“.

Spenden wurden gesammelt, die Kirche von Mai bis Oktober täglich geöffnet, ein Förderverein gegründet und 2007 konnte mit der Erneuerung des Daches und notwendigen Innenarbeiten begonnen werden. 2011 erhielt die Kirche einen hellen Außenputz. Jedes Jahr kamen im Durchschnitt 5000 Radtouristen, um Auszuruhen, Stille zu suchen, Gebete für die Gottesdienste zu schreiben oder einfach nur die Mitmachausstellungen anzusehen. 2020 jedoch brachte Corona mit seinen Einschränkungen das Aus für die Gaststätten und kulturellen Veranstaltungen auch unserer Kirche, den notwendigen Abbau der Mitmachangebote in unserem Gebäude. Da schon viele Jahre für die Restaurierung unseres Kanzelaltars gespart wurde, konnte jetzt die Zeit dafür genutzt werden. Mit dem Restaurator Herrn Ehrhard aus Dresden wurde mit der Baudezernentin des Kirchenamtes Eilenburg Frau Anja Töpler, Vertretern des Gemeindekirchenamtes Belgern und Ehrenamtlichen der Weßniger Kirche eine Beratung zur denkmalgeschützten Umsetzung der Erneuerung durchgeführt. Im Vorfeld ließ die Baudezernentin Herrn Ehrhard alte Unterlagen und Fotos des Kanzelaltars zukommen. Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin restaurierte Herr Ehrhard bis zum Jahresende 2021 den Kanzelaltar, sodass am 15. 12. 2021 die Baudezernentin Frau Töpler, Frau Baronius vom Gemeindekirchenrat und Herr Hantschmann als Ehrenamtlicher der Kirche Weßnig, gemeinsam mit dem Restaurator die fertige Gestaltungsarbeit in Augenschein nehmen konnten.

Foto Frau M. Weiß

Am Heiligen Abend, an dem coronabedingt kein Gottesdienst stattfand, sondern die Kirche nur einige Stunden geöffnet war, wurden die Besucher in der weihnachtlich geschmückten Kirche mit leuchtendem Tannenbaum und frisch restauriertem Kanzelaltar empfangen.


Historie in Anlehnung einer Arbeit des Chronisten Friedrich Bohndorf

M. Weiß