Glocke

Abschrift: Kreis-Kirchen-Kurier 02-03/2004

Eine neue Glocke für die Weßniger Kirche

Weßnig. Die Bronzeglocke der Weßniger Kirche, der ersten Radfahrerkirche Deutschlands, ist schon sehr alt. 1640 wurde sie von Hans von der Pforte auf Wesenig und Pushwitz gestiftet und von Georg Sreiber und Iochaim Iankerobrst in Belgern gegossen. Der Spruch auf der Glocke erinnert an den verheerenden Dreißigjährigen Krieg: SEGNE O GOTT MIT MILDER HAND WAS IN DER ASCHEN LIEGT UND IST VERBRANDT. Seit einiger Zeit hat diese Glocke einen gefährlichen Riss und darf zu bestimmten Anlässen nur mit einer Sondergenehmigung geläutet werden. Ein Spendenaufruf wurde notwendig, um eine neue Glocke anschaffen zu können. Obwohl es noch einiger Spender bedarf, wurde nun am 21. November 2003 in der Glockengießerei Lauchhammer eine Bronzeglocke für die Weßniger Kirche gegossen. Zwanzig interessierte Bürger konnten nach Lauchhammer zum Glockenguss fahren.

Glockengießen ist auch heute genau wie vor hunderten von Jahren Handarbeit in höchster Präzision, ein Kunsthandwerk. Glockengießer Andreas Noack erzählte, dass zuerst mit einem Entwurf, der „Rippe“, das ist ein halber Glockenquerschnitt, begonnen wird. Hier werden Profil, Größe, Gewicht, Tonhöhe und Innenharmonie der Glocke festgelegt. Aus ungebrannten, luftdurchlässigen Lehmsteinen wird ein Kern aufgemauert, den der Glockengießer mit einer aufgehängten Holzschablone glatt abdreht. Der innere Kurvenzug der „Rippe“ erscheint dadurch exakt abgeformt. Auf einer Isolierschicht wird nun Lehm so auf den Kern aufgestrichen, daß eine Modellglocke entsteht, auf die nach dem Trocknen der Glockenmantel in mehreren Schichten aufgetragen wird. Die Form der Krone wird extra gearbeitet und mit dem Mantel fest verbunden. Nach der Trocknung wird der Mantel nach oben gezogen, die Modellglocke entfernt und danach der Glockenmantel wieder auf den Kern aufgesetzt. In den so entstandenen Hohlraum wird die glühendheiße flüssige Glockenbronze, die aus 78% Kupfer und 22% Zinn besteht, gegossen.

Diesen erhabenen Gießvorgang durften die Zuschauer gemeinsam mit Pfarrer Tobias Krüger aus Belgern miterleben. Der zur Glocke gehörende Klöppel wird nicht gegossen sondern geschmiedet.
Seit 1995 wurden in der Kunstgießerei Lauchhammer 370 wundervolle Glocken gegossen, darunter war auch 1998 eine Glocke für die Torgauer Stadtkirche St. Marien. Bereits 1995 erhielt die Kirche in Altscherbitz zwei neue Glocken aus Lauchhammer. Es war das erste Geläut nach einigen Einzelgüssen.
Die neue Glocke für die Weßniger Kirche wurde an Heilig Abend das erste Mal geläutet. Die Einweihung fand im Januar 2004 statt, in dem Jahr, in welchem das Weßniger Gotteshaus in seiner jetzigen Bauart 200 Jahre alt wurde (eine Weßniger Kirche als einstige Mutterkirche des Bistums Meißen gab es schon vor 1243). Margot Weiß

Abschrift: Kreis-Kirchen-Kurier 02-03/2004

21. November 2003: In der Kunstgeißerei in Lauchhammer wird aus glühender Glockenbronze die neue Glocke für die Kirche in Weßnig gegossen. Fotos: M. Weiß