Pfarrer Tobias Krüger
1997 bis 2011 im Kirchspiel Belgern
Kwa heri – Auf Wiedersehen!
Nach 13 Jahren verlassen meine Frau und ich zum 14. Januar 2011 Belgern, das Kirchspiel und sogar unsere Evangelische Kirche in Mitteldeutschland.
Oft wurde ich in den letzten Wochen gefragt: „Warum das?“ Manche haben sich nach meiner neuen Aufgabe erkundigt: Tansania-Referent im Leipziger Missionswerk. „Fahren Sie dann immer nach Afrika?“ Ich wurde von meiner Landeskirche gefragt, ob ich an dieser Stelle mein Wissen und meine Fähigkeiten einbringen wollte. Ich habe dann zugesagt. Das sind eine neue Aufgabe und eine große Herausforderung. Ich glaube zudem auch, ein Wechsel tut immer wieder einmal gut.
So scheiden wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn: Es waren schöne und erfüllte Jahre! Es ist gar nicht möglich, auf alles zu schauen und alles zu benennen, was diese Zeit ausgemacht hat. Wie immer im Leben gab es das Positive nicht ohne das Negative. Zur Erfüllung gehört auch die Enttäuschung. Nun kommen hier keine vielen Worte, kein eingehender Rückblick. Es waren zu viele Begegnungen, Projekte und Vorhaben.
Danken will ich an dieser Stelle ganz ausdrücklich meiner Familie. Unsere Tochter für so manchen Telefondienst und meiner Frau für Kritik und Beratung und alle musikalische Arbeit.
Eines soll bleiben, das Lied, was wir bei den Taufen miteinander gesungen haben: „Das wünsch ich sehr, dass immer einer bei mir wär’, der lacht und spricht: Fürchte dich nicht!“
Gott behüte Sie!
Ihr Tobias Krüger
Rückblicke auf bewegende Jahre mit Pfarrer Tobias Krüger
Die Kirchgemeinde Weßnig und der FV:
Die Ausgangsposition in der Kirchengemeinde Weßnig war 1997 für einen neuen Pfarrer, der nicht am Ort der Kirche lebt, nicht gerade rosig. Da gab es diese riesige Kirche inmitten von fünf Dörfern mit uralter Bedeutung. Vor Jahrhunderten Mutterkirche, aber in den 1970er Jahren aufgegeben und inzwischen zur halben Ruine erkrankt. Pfarrer wechselten, Vertretungsseelsorger luden zum Gottesdienst in einen Raum des Pfarrhauses ein. Nach der politischen Wende flossen zum ersten Mal Denkmalpflegemittel, und es wurden erste Schritte zur Sanierung der Kirche unternommen. So wurden 1992 die zerschlagenen Fenster erneuert, der Turm mit Dach und Kugel restauriert, und der Treppenaufgang zur Glocke repariert. 1995 wechselte Pfarrer Dr. Bürger seine Pfarrstelle, so dass danach wieder Vertretungen den Pfarrdienst übernahmen. 1997 bekam das Belgeraner Gebiet endlich einen neuen Seelsorger, Pfarrer Tobias Krüger. Mit Skepsis wurde der junge Mann betrachtet, dessen Blick wegen eines großen Bartes nicht so recht zu erfassen war. Würde er Ideen haben und den Willen, die Weßniger Kirche aus der Ruinenlandschaft des Ortes herauszuholen? Schließlich war es nicht die einzige akute Aufgabe in und um Belgern. Nach einigen Jahren wich der Bart einer Wettidee. Und plötzlich keimten und wuchsen Ideen, auch für die Weßniger Kirche. (So viele, dass mir einmal jemand sagte: Ich glaube, wir müssen ihn bremsen!!!)
Die allergrößte: Die Kirche Weßnig wird nach dem Vorbild der Autobahnkirchen zur 1. Deutschen Radfahrerkirche erklärt, da sie unmittelbar am Elberadweg liegt. Der MDR übertrug den Eröffnungsgottesdienst. Die Radfahrer werden nun zur besinnenden Einkehr eingeladen, zu einem stillen Gebet. 2004 erhielt die Kirche das Signet „Verlässlich geöffnete Kirche“ und ist nun täglich von Mai bis Oktober geöffnet. Die Besucher werden mit Steinen gezählt. Inzwischen sind es jährlich bis zu 10 000. Im gleichen Jahr wurde in Lauchhammer eine neue Glocke gegossen, da die alte einen Riss hat. Außer Gottesdiensten wurden Kulturveranstaltungen in der Kirche durchgeführt, obwohl (24!) Wannen unter dem zerlöcherten Dach das Regenwasser auffangen mussten, von der Decke des Innenschiffes Gefahr drohte und die Holzwürmer in den Bänken fröhlich ihre Hochzeiten feierten. Spenden wurden gesammelt, Fördertöpfe ausfindig gemacht… 2007 rief Pfarrer Krüger einen Förderverein ins Leben, und es begannen die Arbeiten am Dach, im Kirchenschiff, am zerstörten Buntglasfenster und, und, und. Die Torgauer Zeitung sprach vom „Wunder von Weßnig“. Bei all den enormen Aufgaben war oft Humor dabei. So wurden die nun überflüssigen Wannen nicht einfach vom Boden transportiert und versteigert, Pfarrer Tobias Krüger badete auch zum Gaudi aller in einer Wanne. Die Dreizehn ist für manche ein Synonym für etwas Negatives, für Unglück. Für die Weßniger Kirchengemeinde bedeuten die dreizehn Wirkungsjahre von Pfarrer Tobias Krüger ein unbeschreibliches Glück.
Die Kirchengemeinde und der Förderverein der 1. Deutschen Radfahrerkirche danken ihm und seiner Frau, die all die Jahre die Gottesdienste musikalisch umrahmte, ganz herzlich und wünschen für die neue Herausforderung Gottes Segen.
M. Weiß
Beiträge aus DER KIRCHENBOTE (2. Jahrgang · Nr. 6 · Dezember 2010 / Januar 2011)
Der Verabschiedungsgottesdienst fand am 9. Januar 2011 um 14:00 Uhr in der St. Bartholomäus Kirche in Belgern statt.